Neuer Krisenplan zur Vermeidung eines zweiten Lockdowns erarbeitet

Vorarlberg präsentiert Krisenplan II gegen den Lockdown

Angesichts der stabilen Entwicklung können die Corona-bedingten Bestimmungen bzw. Einschränkungen schrittweise gelockert werden und der Blick ist wieder nach vorne gerichtet. Da das Coronavirus zwar weitgehend eingedämmt, aber nicht verschwunden ist, werden seitens des Landes Vorarlberg nun von allen Ressorts und wesentlichen Systempartnern Rückmeldungen zur Dokumentation der gesetzten Maßnahmen eingeholt und Empfehlungen für die kommenden Monate erarbeitet. „Es ist wichtig, dass wir aus den bisher gemachten Erfahrungen rasch die richtigen Lehren ziehen, um im Falle eines neuerlichen Ansteigens der Infektionszahlen rasch und richtig zu handeln“, so Landeshauptmann Markus Wallner und Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher im Pressefoyer am Dienstag, 30. Juni. Deshalb wird derzeit ein umfangreicher Krisenplan II erarbeitet, um einen erneuten Lockdown jedenfalls zu vermeiden.

„In der derzeitigen Situation sind zwei Dinge wichtig: Zum einen wachsam sein und die Entwicklung der Zahlen sorgsam beobachten, zum anderen die Eigenverantwortung stärken angesichts der schrittweisen Lockerungen“, betonte Wallner. Es gelte alles dafür zu tun, dass es nicht nochmals zu einer Infektionswelle kommt, die ein komplettes Herunterfahren aller Systeme erfordern würde. Zu diesem Zweck beinhaltet der vom Land Vorarlberg entwickelte Krisenplan II acht wesentliche Punkte, um einen zweiten Lockdown zu verhindern – die Einführung eines Corona-Warndienstes, die Optimierung der Kontaktpersonen-Erhebung, die Sicherstellung ausreichender Testkapazitäten und einer krisensicheren Beschaffungsstruktur, die Ausarbeitung einer Teststrategie für die heimische Wirtschaft und Konzipierung eines Leitfadens für Veranstaltungen, die rasche Einberufung der Koordinations- und Krisenstäbe sowie eine aktive und transparente Kommunikation der Bevölkerung.

Vorbild für das neue Corona-Warnsystem ist der Lawinenwarndienst. „Mit einer Farbskala, die derzeit auch mit der Bundesebene abgestimmt wird, soll im Vorarlberger Corona-Dashboard rasch erkennbar sein, welche Warnstufe im Moment in welcher Gemeinde herrscht. Demgemäß wird dann jeweils die Umsetzung weiterer Maßnahmen geprüft“, erläuterte Landesrätin Rüscher. Damit auch in den kommenden Monaten Infektionen rasch erkannt und Infektionsketten unterbrochen werden können, wird das Infektionsteam als „Herzstück“ der Test-Infrastruktur bis mindestens Ende des Jahres weiter bestehen bleiben. Gleichzeitig wurde der Standort in der Walgaukaserne in Regelstrukturen in Bregenz überführt. Die aktive Besetzung des Teams wird auf zwölf Personen reduziert, kann aber bei Bedarf jederzeit aufgestockt werden. Die zentrale Testabnahmestelle in Röthis wird ebenfalls weitergeführt, bei Bedarf können auch wieder mobile Teams zum Einsatz kommen. Die Testkapazität liegt derzeit bei ca. 400 Tests pro Tag an sieben Tagen die Woche. Auch symptomfreie Personen können sich zum Selbstkostenpreis zu einer Testung anmelden, so Rüscher. Siehe dazu auf https://vorarlberg.at/coronatest.

Um die Verfügbarkeit und Verteilung von Schutzmaterialien für die Vorarlberger Gesundheitsversorgung sicherzustellen, setzt das Land weiter auf einen zentralen Einkauf. „Dabei werden vor allem regionale Beschaffungsmöglichkeiten geprüft, um die Abhängigkeit vom Weltmarkt zu reduzieren“, sagte Landeshauptmann Wallner. Weiters gelte es, eine Teststrategie für die Wirtschaft zu entwickeln, um den heimischen Betrieben die höchstmögliche Sicherheit im Umgang mit Corona zu geben, damit sie optimistisch in die Zukunft blicken und nach der Krise bestmöglich durchstarten können. Außerdem wird ein Leitfaden mit Checklisten für die Organisation bzw. Durchführung sowie den Besuch von Veranstaltungen erarbeitet. Darin werden Maßnahmen zusammengefasst und Empfehlungen ausgesprochen, die als Veranstalter, aber auch als Besucherin bzw. Besucher zu beachten sind.

Unterschiedliche Koordinationsstäbe stellen sicher, dass die notwendigen Beteiligten informiert sind und Schnittstellen verbessert werden. Neben dem zentralen Koordinationsstab unter Führung von Landeshauptmann Wallner werden bei Bedarf auch die Task Force Covid-19 für Spitäler und niedergelassene Gesundheitsversorgung sowie separate Krisenteams in den Bereichen Gesundheit, Pflege und Verwaltung bei Bedarf weiter fortgesetzt und die Schnittstellen optimiert.

Schließlich wird auch die aktive und transparente Kommunikation mit der Bevölkerung weiterverfolgt, betonte Landesrätin Rüscher. Dafür steht neben dem Dashboard, der Website des Landes sowie der App Xsund weiterhin die Gesundheitshotline 1450 als zentrale Informationsdrehscheibe zur Verfügung. Intern werden die IT-Systeme weiter ausgebaut, um die Umsetzung von Homeoffice, Videokonferenzen o.ä. zu stärken. Digitale Informationen und Formulare werden laufend an neue Rechtsgrundlagen angepasst und aktualisiert.

Der Public Health-Experte Armin Fidler sieht die Landesregierung mit diesem Maßnahmenpaket auf dem richtigen Weg. „Wir müssen wachsam bleiben, um rasch reagieren zu können. Der Krisenplan des Landes ist die richtige Antwort“, so Fidler. Dies gelte auch im Hinblick auf Jahreszeit-übliche Grippewellen im Herbst und Winter.

Foto: mauche.at


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